Alte Schule in Wallrabs in der Sanierung

Die „Alte Schule“ in Wallrabs wird seit September 2019 aufwendig saniert. Der Regionalverband der Arbeiterwohlfahrt Süd-West-Thüringen hat sich dem Gebäude angenommen und schafft hier ein neues Domizil als „Haus der Vereine“ für sich, dem Heimatverein Wallrabs und dem Kirmesverein. Die Planungen hierfür begannen bereits vor vielen Jahren. Die Stadt Hildburghausen hatte ursprünglich im Rahmen der Dorferneuerung die Sanierung angehen wollen. Doch daraus wurde letztendlich nichts, wegen leerer Kassen. Das Backhaus und die Wieth wurden noch realisiert, dann war Schluss. Der Glockenbrunnen, der ebenso zu dem Engsamble gehört, hatte bereits Anfang der 90er Jahre eine Frischkur erhalten. Er stammt aus dem Jahr 1799. Das Backhaus wurde 1828 gebaut.

Die „Alte Schule“ errichteten die Wallrabser im Jahre 1823 als Gemeindehaus mit Turm. In der oberen Etage wurden ein Gemeindezimmer und zwei kleine Zimmer für Dorfarme eingerichtet. In der unteren Etage entstanden eine Dorfschmiede und die Wohnung für den Schmied.

1928 erfolgte ein Umbau und eine Erweiterung des Gemeindehauses zur Schule mit zwei Klassenzimmern. 1951 wird die Schule geschlossen. Die Wallrabser Kinder gingen dann wieder in Hildburghausen zur Schule. In den Jahren 1951 und 1952 wurde ein Umbau vorgenommen. So entstanden im Erdgeschoss ein Bürgermeisteramt und im Obergeschoss ein Versammlungsraum sowie eine Bibliothek. 1969 kam die Schule für 14 Jahre zurück, zumindest für die Klassenstufe vier.

Bereits 1950 hielt ein Kindergarten im Haus Einzug. Aber erst 1974 entstanden mit einem weiteren Anbau vernünftige Sanitäranlagen für die Kinder. Der Kindergarten blieb hier bis August 1992. Ab 1993 wird die „Alte Schule“ von der Freiwilligen Feuerwehr und dem Feuerwehrverein genutzt. Zwei Jahre später zog auch der neu gegründete Heimatverein Wallrabs ein. Die Folkloretanzgruppe und der Kirmesverein folgten. So konnte in Wallrabs wieder eine solide Vereinsarbeit aufgebaut werden.

Doch an dem maroden Gebäude nagte weiterhin der Zahn der Zeit. Eine Sanierung war aktueller denn je. Die Stadt Hildburghausen sah sich dafür jedoch nicht in der Lage. 800.000 bis 1.000.000 € wurden veranschlagt. Mit hohen Mietkosten konfrontiert, aber auch um einen Verkauf in fremde Hände zu vermeiden, ließen sich 2017 der Heimatverein und die Kirmesgesellschaft das Haus von der Stadt schenken. Doch die vom Finanzamt erhobene Grunderwerbssteuer von 12.000 € zwang die beiden Vereine zur Rückgabe. Sie hätten viel lieber mit dem Geld die Sanierung begonnen. Erst eine Rückabwicklung der Schenkung und das Interesse des Regionalverbandes der Arbeiterwohlfahrt Süd-West-Thüringen an einer Übernahme des Gebäudes, mit dem Ziel der Erhaltung des Vereinshauses, machte erst eine grundhafte Sanierung wieder möglich. Zudem bewertete ein Baugutachter den Zustand des Hauses im Auftrag der AWO neu. Er stellte fest, dass wegen des unsachgemäßen Anbaus einer Feuerwehrgarage an der Ostseite des Haupthauses der Einsturz drohte. Mehr als die Hälfte des Fachwerkes war bereits durch eindringende Feuchtigkeit verfault.

Im Jahr 2018 gründeten die zukünftigen Nutzer der „Alten Schule“ einen Förderverein der Arbeiterwohlfahrt unter der Leitung der Vereinsvorsitzenden Jens Roterberg vom Heimatverein und Michael Bumann vom Kirmesverein. Unterstützung erhielten sie vom Vorsitzenden des Regionalverbandes der Arbeiterwohlfahrt Dr. Karl-Heinz Stengler und Ralf Bumann vom AWO-Ortsverein Hildburghausen.

Unter Federführung des Architekten Jens Lönnecker von der Architektenscheune in St. Kilian und der Wogeplan GmbH Zella-Mehlis, Herrn Holger Wilhelm, wurden in kurzer Zeit alle erforderlichen Planungsunterlagen erarbeitet und eingereicht. Die voraussichtlichen Kosten kalkulierten sie mit etwa 650.000 €. Klar war damit, dass nur mit Fördermitteln aus der EU und des Landes Thüringen das Gebäude hergerichte werden kann. Programme, wie LEADER und REVIT wurden genutzt, die 60% der anfallenden Kosten trugen. Dafür möchte der Förderverein bereits an dieser Stelle dem Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum des Freistaates Thüringen sowie der RAG Hildburghausen/Sonneberg (Regionale Aktionsgruppe LEADER) den herzlichsten Dank sagen. Auch dem ehemaligen sowie dem amtierenden Bürgermeister und den Hildburghäuser Stadträten sei gedankt. Sie sicherten in 3 Jahresscheiben insgesamt 90.000 € Zuschuss zu. Damit kann die Stadt die „Alte Schule“ auch künftig als Wahllokal mit behindertengerechtem Zugang nutzen. Auch die Sirene und die Turmuhr bleiben erhalten. Die AWO sicherte zudem zu, dass der Versammlungsraum von anderen Vereinen der Stadt genutzt werden kann.

Am 01.09.2019 begannen die Abbrucharbeiten am maroden Sanitärtrakt. Auch die Feuerwehrgarage wird teilabgerissen und verkleinert. Die Gründungsarbeiten für den neuen Sanitäranbau gestalteten sich jedoch schwieriger als erwartet und führten so zu erheblichem Bauverzug mit Folgen für die nachfolgenden Gewerke. Eine Abschluss der Sanierungsarbeiten bis zum Sommer 2020 geriet dadurch in Gefahr und bestätigte sich letztendlich. Die einschneidenden Maßnahmen der Coronapandemie erschwerten eine Fertigstellung zusätzlich. 

Noch ist das Gebäude nicht ganz einzugsfertig. Letzte Arbeiten müssen noch erledigt werden.

Eine Übergabe an den Bauherren wird es noch im 1. Quartal 2021 geben. Bis dahin werden fast 760.000,- Euro verbaut sein.

Share